Kommentar von William MacDonald calvinistisch?
Unterstützt Apostelgeschichte 13,48 den Calvinismus?
War William McDonald vom Calvinismus geprägt?
Apostelgeschichte 13,48: Beleg für Calvinismus?
Vergleich biblische Lehre mit der Lehre des Calvinismus
Wenn du vom calvinistischen Denken geprägt bist, fühle dich bitte auf keinen Fall durch die biblischen Analysen hier persönlich angegriffen!
Wir sprechen niemandem den Glauben ab und wünschen uns für alle Christen Wachstum in der biblischen Erkenntnis.
Lass uns, wenn wir in Christus sind, auch bei unterschiedlichen
Lehrauffassungen einen geistlichen Umgang der Liebe untereinander wahren!
Falls wir die calvinistische Lehre irgendwo nicht korrekt wiedergeben, kontaktiere uns gerne und wir werden das korrigieren.
Prüfe sachlich und nüchtern anhand der Schrift, ob unsere Einwände bzgl. des Calvinismus wahr sind.
Wir wissen, wie schwer es sein kann, eine fest eingeprägte Glaubensüberzeugung als Irrtum zu erkennen und sie abzulegen. Das gilt besonders für Bibellehrer oder Leiter, wenn sie diese Überzeugung schon öfter gelehrt haben. Eine Abkehr von einer (ggf. sogar öffentlich) verkündeten Lehrauffassung erfordert viel Demut und ist oft mit Schmerz und Verlust verbunden.
Unterstreicht Apostelgeschichte 13,48 das calvinistische Gottesbild?
Apostelgeschichte 13,48 ist einer der Bibelverse, die zur „calvinistischen“ oder „reformierten“ Art der Bibelauslegung herangezogen werden. Weitere klassische Bibelstellen, die für eine calvinistische Art des Bibelverständnisses angeführt werden sind z.B.:
Johannes 6,44 + 65, Johannes 15,16, Römer 3,11-18,
Römer 9, 14-21,
Epheser 1,4-5 +11, 1. Thess. 1,4, 2. Petrus 1,3 etc.
Apostelgeschichte 13,48 lautet (SLT 2000):
Als die Heiden das hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn, und es wurden alle die gläubig, die zum ewigen Leben bestimmt waren.
Von calvinistisch gesinnten Christen wird dieser Vers so verstanden, als habe Gott, vor Anbeginn der Zeit, willkürlich und unwiderstehlich Menschen seiner Wahl zum ewigen Leben bestimmt. Sie lesen den Vers etwa so:
Als die Heiden das hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn, und es wurden alle die gläubig, die [von Gott, willkürlich/
unwiderstehlich/ohne den Willen der Menschen zu berücksichtigen vor Anbeginn der Zeit]
zum ewigen Leben bestimmt waren.
Bei genauer Betrachtung des Verses steht allerdings nichts von einer unwiderstehlichen Erwählung Gottes der Auserwählten zum Heil in dem Vers.
Kontext von Apostelgeschichte 13,48
Auch der Kontext dieses Verses legt keine derartige Deutung nahe.
Kurz vor diesem Ereignis hatte Paulus den Juden in Antiochia in der Synagoge das Evangelium Jesu verkündet. Sie hatten das Evangelium mehrheitlich abgelehnt (Vers 45) und gegen die Heilsbotschaft gelästert:
Am folgenden Sabbat aber versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort Gottes zu hören. Als die Juden jedoch die Volksmenge sahen, wurden sie voll Eifersucht und widersetzten sich dem, was Paulus sagte, indem sie widersprachen und lästerten.
An der Ablehnung des Evangeliums der meisten Juden in Antiochia können wir sehen, dass die Gnade Gottes von Menschen
verweigert werden kann, anders als es das calvinistische Glaubenssystem lehrt.
Nachdem die Juden von Antiochia das Evangelium von sich gestoßen hatten, hatte sich Paulus an die Heiden gewendet und diese kamen mit offenen Herzen herbei. Viele von den Heiden kamen dann zum Glauben an das stellvertretende Opfer Jesu.
Verschiedene Gruppen mit calvinistischem Bibelverständnis
Reformiert oder calvinistisch geprägte Christen lassen sich in Bezug auf die Soteriologie grob in 2 Gruppen unterscheiden.
Konsequenter Determinismus
Die eine Gruppe glaubt, Gott habe eine von ihm vorherbestimmte Auswahl an Gläubigen vor Anbeginn der Zeit zum ewigen Heil und die übrigen Menschen zur ewigen Verdammnis bestimmt. Diese, auch doppelte Prädestination genannte Lehre vertraten u.a. Calvin selbst, der in seinem Bibelverständnis von
Augustinus aus dem 4. Jh. entscheidend geprägt worden war. Eine gründliche Untersuchung der frühen Bibellehrer ergab, dass die deterministische Erwählunglehre von Augustinus vor dem 4 Jahrhundert nicht von Christen gelehrt worden war.
Kompatibilistischer Calvinismus
Die zweite Gruppe, glaubt auch an die Vorherbestimmung der Auserwählten zum ewigen Leben, vertritt aber ein kompatibilistisches Bibelverständnis. D.h. es werden biblische Lehren, die sich nach menschlicher Logik widersprechen als untereinander vereinbar (kompatibel) erklärt. Viele Christen dieser Gruppe würden sich nicht als Calvinisten bezeichnen. Kompatibilismus, auch „weicher Determinismus“ genannt, wird als eine Theorie definiert, nach der freier Wille und Determinismus miteinander vereinbar sind. Christen dieser Denk-Richtung glauben, dass für uns Menschen unvereinbare Lehren der Bibel aus Gottes Perspektive kompatibel seien, weil Gottes Ratschluss für uns Menschen unergründlich sei.
Die Anhänger der kompatibilistischen Denkrichtung vertreten eine gemäßigte oder abgewandelte Form des in sich konsequenten Fünf-Punkte- Calvinismus mit seinen Glaubenssätzen: totale Verderbtheit des Menschen, begrenzte Sühne, bedingungslose Erwählung, unwiderstehliche Gnade, Ausharren der Gläubigen.
Sie glauben, wie die konsequenten Calvinisten ebenfalls, Gott habe vor Anbeginn der Zeit die Schar der von Gott Auserwählten zum ewigen Heil vorherbestimmt. Jedoch erkennen sie in der Heiligen Schrift, dass der Mensch gleichzeitig vor Gott für sein Verhalten verantwortlich gemacht wird. Einerseits habe Gott bestimmte Menschen zur Vergebung von ihren Sünden und zum ewigen Leben vorherbestimmt und auserwählt, ohne uns einen Hinweis zu geben, warum gerade diese das ewige Heil erben sollen. Andererseits seien dennoch alle Menschen vor Gott für ihr Handeln verantwortlich und strafbar.
Logischer Widerspruch im kompatibilistischen Calvinismus
Der logische Widerspruch darin wird von Bibellehrern der kompatibilistischen Richtung erkannt und mit Hilfe von Gedankenmodellen, die wir in der Bibel nicht finden veranschaulicht, z.B. das
Zwei-Schienen-Modell. Oder das Modell von der Tür (zum ewigen Leben), auf deren Vorderseite stünde „Tue Buße, bekehre dich und auf der Rückseite: „Ich habe dich vor Anbeginn der Zeit zum Heil erwählt“. Das Problem der Ungerechtigkeit aufgrund der willkürlichen Auswahl Gottes bestimmter Menschen zum Heil, wird mit Gottes Unausforschlichkeit begründet.
William MacDonald: kompatibilistisches Bibelverständnis
Zu der Gruppe der Christen mit kompatibilistischem Heilsverständnis gehörte der liebe Bruder William MacDonald, der im Jahr 2007 zu unserem Herrn Jesus heimgehen durfte. In seinem Kommentar zum Neuen Testament, zu Apostelgeschichte 13,48 schrieb er (Seite 535-536):
"Während diese Verkündigung des Heils für »die Nationen« die Juden in Wut versetzte, verursachte sie unter den Anwesenden »aus den Nationen« große Freude. Sie »verherrlichten das Wort des Herrn«, das sie gehört hatten. »So viele zum ewigen Leben verordnet waren«, glaubten es. Dieser Vers ist eine einfache Feststellung der souveränen Erwählung durch Gott. Sie sollte ganz wörtlich genommen und geglaubt werden. Die Bibel lehrt ausdrücklich, dass Gott einige Menschen schon vor Grundlegung der Welt erwählte, zu Christus zu gehören. Sie lehrt mit gleichem Nachdruck, dass der Mensch in moralischer Hinsicht frei handeln kann und errettet wird, wenn er Jesus Christus als seinen Herrn und Heiland annimmt.
Die göttliche Erwählung und die menschliche Verantwortung sind beides schriftgemäße Lehren, und keine von beiden sollte auf Kosten der anderen überbetont werden.
Zwar scheinen die beiden einander zu widersprechen, doch dieser Konflikt besteht nur für den menschlichen Geist, nicht jedoch für Gott. Die Menschen werden durch ihre eigene Wahl verurteilt, nicht durch ein Handeln Gottes.
Wenn die ganze Menschheit das erhielte, was ihr mit Recht zusteht, dann wären alle verloren. Doch Gott in seiner Gnade lässt sich dazu herab, einige zu erretten.
Die kompatibilistischen Bibelausleger erkennen also das logische Problem bei dieser Art der Schriftdeutung. Auch wissen sie, dass Gott nicht widersprüchlich oder gar schizophren sein kann. Daher bevorzugen Kompatibilisten statt dem Begriff Widerspruch das Wort „Paradoxon“ für dieses Problem. Die Bibel bezeugt, dass Gott absolut gerecht ist. Was ist aber gerecht daran, wenn Gott ohne die Hintergründe offen zu legen nur eine Auswahl an Menschen zum Heil bestimmt und die übrigen nicht erwählt oder übergangen werden?
Biblische Lehren nicht von unklaren Stellen ableiten
Ich halte mich in meinem Bibelverständnis an die Grundregel, dass unklare oder scheinbar unpassende Stellen nicht Basis von Lehraussagen werden sollten, sondern dass wir unklare Bibelstellen mit Hilfe von Parallelen und mit dem gesamten Kontext der Heiligen Schrift auslegen sollten. Meine Erfahrung ist, dass wenn wir die Bibel allein mit der Bibel auslegen, dass wir dann zur Klarheit kommen, was gemeint ist, auch in Stellen, die uns erst einmal Probleme bereiten. Wir brauchen also nicht unbedingt Kommentare oder außerbiblische Schriften. Kommentare und Predigten, durch das Internet bieten einerseits Chancen zum Erkenntniswachstum. Anderseits auch die Gefahr, in die Irre geführt zu werden, da sich menschliches Gedankengut hier hinzumischt.
Allein die Heilige Schrift genügt!
Daher halte ich es besonders in der heutigen Zeit so wichtig, sich fest auf die Schrift allein abzustützen und die Schrift konsequent mit der Schrift auszulegen. Wo es sinnvoll erscheint, können wir auch den griechischen Grundtext des NT prüfen und nachsehen, ob die Übersetzung gut gewählt ist. Der Heilige Geist leitet uns in alle Wahrheit. Wir bekommen Weisheit von Gott, wenn wir ihn um Erkenntnis in biblischen Fragen bitten. Das Wort Gottes ist frei von Widersprüchen, wenn wir die Grundregeln der Hermeneutik beachten und auf menschliche Gedankenmodelle verzichten.
Soteriologie, die Lehre vom Heil gemäß der Bibel
In Bezug auf die Soteriologie lehrt die Bibel, dass Gott ausnahmslos alle Menschen zum Heil führen möchte (vgl. 1. Tim 2,4, 2. Petrus 3,9, Apostelgeschichte 17,30-31, Johannes 3,16 etc. ). Niemand ist vor Anbeginn der Zeit von Gott zum Heil oder zur Verdammnis vorherbestimmt worden. Gott wusste allerdings vor Anbeginn der Zeit, von jedem einzelnen Menschen, wer einmal an Jesus glauben würde. Jesus starb für die Sünden der ganzen Welt, nicht nur für die Auserwählten. Das Vorherwissen Gottes wird in der Bibel nicht mit der Vorherbestimmung Gottes zum Heil gleichgesetzt, wie es im Calvinismus üblich ist.
Jeder Mensch hat die Möglichkeit, durch Hören des Wortes Gottes zur Sündenerkenntnis und zur Buße zu gelangen. Römer 10,17: „Der Glaube kommt aus dem Hören des Wortes Gottes“!
Wiedergeburt folgt nach dem Glauben
Die Wiedergeburt erwirkt Gottes Geist in den Menschen, nachdem sie zum Glauben an Jesus gekommen sind. Die Wiedergeburt geht dem Glauben des Menschen nicht voraus, wie es im calvinistischen System gelehrt wird. Auch bezeugen eine große Zahl an Bibelstellen, dass der verlorene Mensch durchaus in der Lage ist, sich für den Glauben an Jesus zu entscheiden oder sich der Verkündigung des Wortes Gottes zu widersetzen. Wäre es nicht so, würden die zahlreichen Aufrufe zur Bekehrung und Buße keinen Sinn ergeben. Warum hat Paulus so sehr um die Errettung seines Volkes gekämpft, wenn die Erwählung der Menschen von Gott vor Anbeginn der Zeit festgelegt worden wäre?
Was ist von Gott vorherbestimmt und was nicht?
Die biblische Lehre von der Vorherstimmung und Erwählung Gottes bezieht sich nicht auf das Heil von willkürlich von Gott auserwählten Menschen, sondern auf die Stellung der Gläubigen vor Gott (Sohnschaft etc.) und auf die Segnungen, die sie aufgrund ihres Glauben erlangen werden.
Mit dieser Erkenntnis gibt es keinen Widerspruch zwischen Gottes Liebe zu allen Menschen, Gottes Gnade und der persönlichen Verantwortlichkeit des Menschen für seine Sünde gegenüber Gott, denn alle mündigen Menschen haben nach dem klassischen Schriftverständnis tatsächlich die Möglichkeit und auch die Fähigkeit, zu wählen, ob sie mit Gott durch Jesus versöhnt werden wollen oder nicht. Menschen, die sich willentlich dem Glauben an das Wort Gottes widersetzen, bekommen keine Sündenvergebung und müssen sich am Ende völlig zurecht vor Gottes Endgericht verantworten.
Gottes Vorherbestimmung und Erwählung in Bezug auf die Stellung derer, die sich für Jesus entschieden als auch sein gerechtes Verdammen aller, die sich der Botschaft aus Gottes Wort widersetzen steht bei gesunder, biblischer Lehre völlig widerspruchsfrei und sich logisch ergänzend nebeneinander.
Einige Vertreter des traditionellen Heilsverständnisses sind z.B. John Lennox, Roger Liebi, Martin Vedder,
Wilfried Plock, Dave Hunt, Jürgen Fischer, Leighton Flowers. Mit dem nicht-calvinistischen Bibelverständnis können, unter Berücksichtigung der Kontexte sämtliche Belegstellen, die von Calvinisten für ihre Auslegung herangezogen werden und logische Widersprüche hervorrufen, aufgeklärt werden.
Beispiele: Bibellesen mit calvinistischer und nicht-calvinistischer „Brille“
Anhand zweier Beispiele wollen wir einmal zwei Verse mit calvinistischer Brille und mit traditionellem Schriftverständnis lesen:
Johannes 3,16, gelesen mit der calvinistischen Brille:
„So hat Gott die Welt [= nur die Auerwählten]
geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab [der sich nur für die Auserwählten opferte]
, damit jeder [Auserwählte]
der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Johannes 3,16 gelesen mit dem traditionellen Schriftverständnis:
„So hat Gott die Welt [bedeutet wortwörtlich: alle Menschen]
geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab [der für die Sünden der Welt, also für die Sünden aller starb],
damit jeder [ausnahmslos jeder Mensch]
der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.
Epheser 1,4 gelesen mit dem calvinistischen Schriftverständnis:
wie er uns in ihm [zum Heil, zum ewigen Leben]
auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe.
Epheser 1,4 gelesen mit traditionellem Schriftverständnis:
wie er uns [die wir die Gnade Gottes angenommen haben durch den Glauben]
in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt [warum auserwählt?],
damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe.
So wie in diesen beiden einfachen Beispielen können wir nun die Bibel mit und ohne die calvinistische oder kompatibilistische Brille durchgehen. Mit Hilfe der Kontexte können wir dann prüfen, welches Bibelverständnis der Schrift entspricht.
Kontexttreue Übersetzung von tetagmenoi
Auch bei Apostelgeschichte 13,48 wollen wir genauer hinsehen, den Kontext beachten und ggf. auch prüfen, ob der griechische Text des NT auch eine andere Übersetzung zulässt. Das ist in Apg. 13,48 tatsächlich der Fall.
Die griechische Verbform tetagmenoi [bestimmt] in Apg. 13,48 kommt von dem Verb „tasso“.
Die grammatische Form des griechischen Wortes tetagmenoi kann, trotz identischer Schreibweise entweder
passiv oder
medium sein.
In der passiv-Form bedeutet tetagmeneoi: „bestimmt werden“, „festgesetzt werden“, „aufgestellt werden“, verordnet werden. Ähnlich wie die Bedeutung des Wortes "Abgeordneter".
In der Medium-Form bedeutet tatagmenoi: „sich etwas zuordnen“, „sich zu etwas hinstellen“, „sich zu etwas zurechnen oder dazu zählen“.
In dieser Form ist es also die Person selbst, die sich zu einer Sache oder zu einer Gruppe zurechnet.
Unter Beachtung des Kontextes ist dies in Apg 13,48 die korrekte Übersetzung des Wortes tetagmenoi.
Jürgen Fischer zu Apg 13,48
Jürgen Fischer (frogwords.de) schreibt einem Kommentar zu Apg. 13,48
Apostelgeschichte 13,48: Können nur die Menschen glauben, die Gott zum ewigen Leben „verordnet“ (= bestimmt) hat?
Das ist vielleicht die Stelle im NT, bei der ich eine erklärende Fußnote am meisten vermisse. Wer das Verb „verordnet waren“ in Apostelgeschichte 13,48 als ein göttliches Passiv (passivum divinum; Gott ist der Handelnde) versteht, muss hier im Sinne der reformierten Theologie zu dem Schluss kommen, dass nur Menschen zum Glauben finden, die vorher von Gott zum ewigen Leben bestimmt worden sind: Gott lenkt im Großen und Kleinen das Leben eines Menschen und (vorher-)bestimmt dessen Ausgang. Mir wäre es nur lieb, wenn eine Fußnote darauf hinweisen würde, dass das Verb auch anders übersetzt werden kann , nämlich: und es glaubten, so viel sich zum ewigen Leben zählten (o. rechneten).
Schaut man sich den Zusammenhang an, ist diese Übersetzung m.E. sogar die wahrscheinlichere. In V. 40.41 warnt Paulus seine Zuhörer davor, dass nicht eintreffen soll, was in den Propheten geschrieben ist, nämlich, dass sie trotz der Werke nicht glauben werden. Diese Aufforderung enthält keinen Hinweis auf eine Vorherbestimmung der Gläubigen. Alle werden aufgerufen, nicht ein Teil des von Gott vorhergesehenen Unglaubens zu werden. Nachdem die Juden aus lauter Eifersucht anfangen, Paulus zu widersprechen, wirft er ihnen vor, dass sie sich nicht würdig des ewigen Lebens erachten (d.h. sie meinen, es nicht nötig zu haben) und wendet sich mit seinen Predigten den Heiden zu, weil der Messias nicht nur für die Juden, sondern für alle Menschen Rettung anbietet (Apostelgeschichte 13,46.47). Als das die Heiden hören, freuen sich und viele glauben. Aber warum? Weil Gott sie dazu bestimmt hat? Nein, sondern weil sie selbst das Evangelium annehmen und sich zu denen zählen, für die der jüdische Messias die Verheißung des ewigen Lebens angeboten hat. Das ist keine Selbstverständlichkeit!
Résumé -
Was können wir aus diesen Überlegungen zusammenfassend ableiten?
Das Bibelverständnis der Lehre vom Heil (Soteriologie) ist unter wiedergeborenen Gläubigen Christen z.T. verschieden
Die Soteriologie kann u.a. mit a) Traditioneller Lesart b) Calvinistischer Lesart c) kompatibilistischer Lesart erfasst werden
Die calvinistische Lesart, die auch Johannes Calvin vertrat, geht auf Lehraussagen von Augustinus zurück
Die calvinistische Lesart steht im Widerspruch zu der großen Mehrzahl an klaren Bibelstellen.
Die kompatibilistische Lesart enthält moderat calvinistische Elemente und versucht dem Calvinismus widersprechende Bibelstellen als Paradoxon und mit der unausforschlichen Größe Gottes zu erklären
Im traditionellen Bibelverständnis ergeben sich keinerlei Widersprüche. Hier passen Kontext und Auslegung aller Textstellen widerspruchsfrei zusammen.
Gott möchte die Errettung aller Menschen.
Die meisten werden dennoch nicht gerettet, weil sie sich weigern, dem Wort Gottes zu glauben.
Bibelstellen, die den Calvinismus oder den Kompatibilismus bestätigen zu scheinen, sollten genauer untersucht und geprüft werden
Apostelgeschichte 13,48 will sagen, dass sich die Heiden zum ewigen Leben hinzurechneten, weil sie ihre Herzen dafür geöffnet hatten
Die Gnade Gottes und den Glauben verweigert hatten dagegen die meisten Juden von Antiochia
Ein Vergleich der verschiedenen „Brillen“ oder Vorannahmen, mit denen wir die Bibel lesen können, trägt zum allgemeinen Wachstum im Glauben bei und fördert das gegenseitige Verständnis auch bei unterschiedlichen Lehrstandpunkten.
Tobias Abend, Dezember 2023
Bleibe bei der gesunden Lehre des Wortes Gottes!
Wenn du bisher überzeugter Calvinist warst, überprüfe einmal gründlich die Lehren des Calvinismus mit der Bibel!
Lies mit offenem, unvoreingenommenem Herzen die Bibel immer wieder ganz durch.
Meide die Literatur des calvinistischen Determinismus!
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